Kasers Umgang mit der Umfrage des Personalrats

Die Umfrage des Personalrates

Am 23. November 2023 legte der Personalrat der Stadt Wedel die Ergebnisse einer Umfrage zur Arbeitsatmosphäre im Rathaus vor, aufgeteilt in einen öffentlichen und einen vertraulichen Teil.

Im öffentlichen Teil fehlten die Hintergründe, warum die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung derzeit so stark unzufrieden sind. Diese erfolgten zum Schutz des Grundes erst im nicht-öffentlichen Teil.

Hier die Ergebnisse der Umfrage (öffentlicher Teil):

Umfrage Personalrat (öffentlich)

Laut Umfrage fühlten sich 82 % der Befragten (168 Stimmen) von einer zunehmend schlechteren Stimmung betroffen, im Rathaus selbst waren es sogar 93 % (120 Stimmen). Die Rücklaufquote war mit 52 % zufriedenstellend (Rathaus: 71 %; Außenstellen: 36 %).

Nach dieser Enthüllung trat der Bürgermeister ans Mikrofon und behauptete in seiner Rede, die Ursachen seien unbekannt und niemand hätte nach den Gründen gefragt. Er würde sich jetzt darum kümmern und Ursachenforschung beginnen – eine offensichtliche Falschaussage. Herr Kaser hat zu diesem Zeitpunkt sehr wohl gewusst, wer im Rathaus für die deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen verantwortlich war. Er hatte eine Woche vor Veröffentlichung der Umfrage im Rat eine E-Mail mit allen Ergebnissen (öffentliche und nichtöffentliche) vom Personalrat erhalten. Wohl wissend, dass die wahren Gründe zwar anschließend im vertraulichen Teil diskutiert werden, damit aber der Öffentlichkeit verborgen bleiben, nutzte er die Gelegenheit, sich vor der Öffentlichkeit als Lösungssuchender zu inszenieren.

Seine Rede gipfelte in der Aufforderung an den Personalrat, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu detailliertem Feedback zu bewegen, was nichts anderes als eine geschickte PR-Maßnahme war, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken. Als Führungskraft hätte er wissen müssen, dass es nicht die Aufgabe eines Personalrates ist, solche Aufklärungsarbeit zu leisten und er dem Personalrat diesbezüglich auch nicht weisungsbefugt ist. Darüber wurde er dann auch von verschiedenen Ratsmitgliedern aufgeklärt.

Im vertraulichen Teil der Sitzung wurde dann das wahre Ausmaß der Probleme offengelegt. Eine Veröffentlichung dieser Informationen ist jedoch nicht möglich, da die Veröffentlichung gegen § 35 der Gemeindeordnung verstoßen würde. Allerdings hatte augenscheinlich die örtlichen Presse weitere Informationen, denn sie berichteten am folgenden Tag nicht nur über die Personalbefragung aus dem öffentlichen Teil der Sitzung, sondern gaben an, weitere Informationen zu haben:

Das Hamburger Abendblatt beschrieb am 24.11.2024 unter der Überschrift „Frust und Ärger im Rathaus Wedel …“, dass die Mitarbeiter in der Verwaltung die Stimmung im Rathaus desaströs bewerten und dieses am Bürgermeister läge. Satte 93 Prozent (120 Stimmen) der Mitarbeiter des Rathauses würden als Ursache für die negative Stimmung den Bürgermeister sehen.

Das Wedel-Schulauer-Tageblatt berichtete am selben Tag unter der Überschrift „Mitarbeiterbefragung zeigt alarmierendes Stimmungsbild im Wedeler Rathaus“ über eine eklatante Unzufriedenheit, offenbart durch eine Mitarbeiterbefragung des Personalrats der Stadt Wedel. Hier heißt es: „82 Prozent der Befragten sehen eine Verschlechterung der Stimmung. Die deutliche Mehrheit nennt als Grund Bürgermeister Gernot Kaser. 40 Prozent haben sogar Abwanderungsgedanken.“

Aber schon im öffentlichen Teil der Ratssitzung wurde deutlich, die Umfrageergebnisse des Personalrates sprechen eine deutliche Sprache: Eine überwältigende Mehrheit der Belegschaft sieht eine Verschlechterung des Arbeitsklimas.

Erste Anzeichen für die schlechter werdende Stimmung im Rathaus hatte es bereits im Frühjahr 2023 gegeben. Bei einer regelmäßigen stattfindenden, anonymen Mitarbeiterbefragung sank der Zufriedenheitsindex zur letzten Befragung (vor dem Amtsantritt von Gernot Kaser) signifikant um rund ein Drittel. Herr Kaser beteuerte zwar immer wieder und sehr deutlich in der Ratssitzung am 23. November, dass diese Angelegenheit höchste Priorität bei ihm habe. Aber trotz mehrerer Nachfragen seitens der Politik, hat er bis zur Einleitung seines Abwahlverfahrens nichts unternommen, um das Arbeitsklima im Rathaus zu verbessern. Seine erneute Versicherung in der Ratsversammlung am 28. März 2024, das Thema sei für ihn von höchster Priorität, falls er im Amt bliebe, wirkt vor diesem Hintergrund sehr unglaubwürdig.

Insgesamt 40 % der Teilnehmenden an der Befragung des Personalrates beschäftigten sich bereits mit Wechselgedanken. Auch wenn deutschlandweit branchenübergreifend dieser Wert als durchschnittlich betrachtet werden kann, liegen die Werte für die öffentliche Verwaltung normalerweise nur bei 13%-14 %.

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Jahr 2019 waren rund 15 Prozent der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung unzufrieden mit ihrer Arbeit. Die Studie basiert auf Daten der IAB-Betriebspanel und umfasst rund 16.000 Betriebe und 150.000 Beschäftigte.

Eine weitere Studie des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) aus dem Jahr 2018 ergab, dass rund 14 Prozent der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung unzufrieden mit ihrer Arbeit sind. Die Studie basiert auf einer Befragung von rund 1.200 Personalmanagern in Deutschland.